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Lob und Kritik I: mp3 vs. .ogg

Die erste Kritik schlug nun schon einige Male bei uns auf: warum wir mp3 so herausheben und auf das freie Format Ogg nicht näher eingehen. Ogg ist eine wunderbare Sache, der man die Weiterverbreitung nur wünschen kann. Wir kennen durchaus die Gründe für Ogg und gegen mp3, uns geht es hier aber um etwas anderes – um das Geld, das Fans für Musik und ihre Rechte an ihr bezahlen und für das sie mmer weniger erhalten. Wir wollen alle ansprechen, die das Problem angeht. Und ein großer Teil der Opfer der ganzen Entrechtungsmaßnahmen weiß nicht mal, dass es Ogg gibt. Eins nach dem anderen – und wenn über die Aktion dann einige Leute überhaupt mal anfangen, sich über DRM und offene Formate Gedanken zu machen, ist das ein erster Schritt – den die meisten, die es angeht, aber erst mal machen müssen.

15 comments Lob und Kritik I: mp3 vs. .ogg

jokkel says:

Ich finde ihr macht das ganz richtig. mp3 ist nun mal das am weitesten verbreitete Format. Vor allem unter den mobilen Playern können das als einziges eigentlich alle, außer die alten von Sony, abspielen.

In welchem offenen Format Musik zu den Leuten kommt ist zweitrangig. Idealerweise sollte der Käufer selbst zwischen mp3, aac, vorbis, flac usw. auswählen dürfen. Allofmp3 ermöglicht das ja schon heute. Wenn ein Onlineshop wma ohne DRM verkaufen würde, fände ich das auch schon einen Fortschritt.

Lasst euch also nicht dazu hinreissen Zeit für die Erklärung unterschiedlicher Audiocodecs zu verschwenden.

Greg says:

Wenn ein Onlineshop wma ohne DRM verkaufen würde, fände ich das auch schon einen Fortschritt.

Das stimmt schon, aber WMA kann auch nicht jeder Player und nicht jedes Betriebssystem. Außer der Möglichkeit, DRM einzubauen, gibt es auch für die Labels eigentlich keinen Grund, wma gegenüber mp3 zu bevorzugen.

Flagelatte says:

hi ich kaufe gerne musik nur die preise sind unter aller sau die man dafür hinblettern darf!!!
die leute sollten erst garnichts meher kaufen um der musik industrie mal zeigen das sie nicht alles mit einem machen kann.
viele hören auch nicht zu wenn gesagt wird das der Star doppel platin für sein neues album bekamm,trotzdem heist es mann verdine nichts!
am 28,07,2006 fahre ich auf das williams konzert,81€ ein ticket auf deutsch gut 160 DM gerechtfertigt ist es eigendlich nicht.
sollen sie ruhig jammern,die bekommen so oder so nicht die schnautze voll

Will says:

Es gibt genug DRM-freie Online-Stores wie Finetunes.net, Sixmo.com, eMusic.com, um nur ein paar zu nennen. Die meisten von ihnen sind auch noch deutlich preiswerter als „die grossen“. Sie beschränken sich allerdings grösstenteils auf Indie-Musik, aber das ist immerhin ein Anfang (quantitativ gesehen, nicht qualitativ).

Das Argument „Der hat schon Platin für das Album bekommen, der kriegt nichts mehr“ zieht für mich nicht; bestimmen zu wollen, wer es verdient, bezahlt zu werden, und wer nicht, ist einfach nur anmassend.

Die Kulturflatrate ist eine einfach lächerliche Forderung, die in der Realität nicht durchführbar ist. Und das ist auch gut so, denn aufgrund welcher Legitimation sollte der Musikmarkt zu einer kommunistischen Insel in unserer kapitalistischen Marktwirtschaft gemacht werden?

Dann könnte ich ja auch fordern, dass man bitte schön auch eine Ärzteflatrate einführt, die jeder zu bezahlen hat, weil meine Arztkosten immer so hoch sind und ich keine Lust habe, sie zu bezahlen. Den Pauschalbetrag müssten die Ärze dann halt irgendwie unter sich aufteilen, das ist ja nicht mein Problem. Zumindest, wenn ich die üblichen Argumente auf dieses Beispiel anwende.

Das wollte ich nur mal so generell gesagt haben, falls das Thema noch aufkommen sollte.

Diese Kampagne hier finde ich grundsätzlich ganz gut, sie ist mir aber zu einseitig. Die MI macht sicherlich vieles falsch (mit MI sind die grossen Musiklabels gemeint, „die“ MI gibt es ja nicht) und es ist ein Wunder, dass es ihr immer noch so gut geht. Aber die Popularität, ja eigentlich schon Selbstverständlichkeit von Schwarzkopien einfach als Trotzaktion zu bezeichnen, wäre zu einfach. Vielen ist doch überhaupt nicht bekannt, wo sie überall GEMA-Gebühren draufzahlen müssen. Und vielen ist es schlichtweg egal, an welchem Ende das Geld fehlen wird, das sie nicht bezahlen. Sehr häufig hat die Nutzung von P2P nichts mit ideologischen Gedanken zu tun, sondern schlichtweg mit Faulheit (kostet nichts und ist bequem) und Respektlosigkeit den Verfassern gegenüber. Es gibt keine Wertschätzung mehr für die Arbeit, die in solchen Werken steckt. Das ist wahrscheinlich der Fluch der neuen digitalen, anonymen Welt.

Ja, ich bin für niedrigere Musikpreise, ich bin für DRM-lose Musik, ich bin für niedrigere (und vor allem gegen doppelte und dreifache) GEMA-Gebühren, ich bin für Privatkopien, ich bin für lizenzfreie Podcasts — aber ich bin auch gegen Schwarzkopien und für strengere und effektivere Straftatverfolgungen (deren finanzielle Forderungen dafür realitätsbezogener sein sollten). Sprich: statt einen Kopierer zu einem Schadensersatz von utopischen 10.000 Euro zu verklagen, sollten es lieber 10 zu je 1.000 Euro sein.

Und statt der primitiv-dummen „Raubkopierer-sind-Verbrecher“-Kampagne würde ich mir Spots wünschen, die zeigen, wie die meisten Musiker wirklich leben – denn das, was man auf MTV zu sehen bekommt (riesige Villen, protzige Autos), trifft vll auf 5% aller Musiker zu (eher weniger). Dann hätten die Leute wieder einen Bezug dazu, warum es notwendig ist, Musik zu bezahlen.

Will says:

Nachtrag: Alternativ würde ich auch DRM-Musik akzeptieren (sogar gut finden), wenn es einen einheitlichen, lizenzfreien und offenen Standard gäbe. Ja genau, ich spreche von Suns OSS-DRM. Kann auf jedem OS laufen, kann in jeden DAP integriert werden. MP3 kommt sowieso langsam in die Jahre, ein neuer Codec erfordert also auch neue Geräte. WMA und AAC setzen sich nicht so recht durch. Was spricht gegen Vorbis als Audiocodec und Suns DRM (weiss nicht, wie es heisst), verpackt von mir aus in einem Ogg- oder Matroska- oder was-auch-immer-Container. Wenn sich mal ein Hersteller um eine Hardware-Implementierung kümmert, zieht der Codec auch nicht mehr 30% mehr Saft als MP3.

DRM muss auch nicht kundenfeindlich sein. Der Kunde darf es einfach nur nicht bemerken. Forderung 1, dass die Datei überall abspielbar wäre, wäre schon mal erfüllt (s.o.). Forderung 2 wäre, dass er damit machen könnte, was er wollte. Also zum Beispiel als Audio-CD brennen. Umkodieren? Muss er nicht, der Codec ist State-Of-The-Art. Das Kopieren könnte man so regeln, dass unlimitiert viele Privatkopien möglich wären und diese auch an Freunde weitergegeben werden können – nur diese Kopien könnten dann nicht mehr weiterkopiert werden. Also das „Master“ kann kopiert werden, die Kopien nicht. Wirkt gegen die heutige Form der Tauschbörsen, diese müssten dann nämlich wesentlich persönlicher und damit kleiner werden. Die unkontrollierbare Vervielfältigung wäre damit beseitigt und das ist ja auch das Hauptproblem der MI. Ein Codec, ein DRM, keine Lizenzen – das bedeutet deutlich niedrigere Kosten als bisher, die Preise könnten also auch fallen.

Die Konsumenten zeigen im Moment recht eindrucksvoll, dass sie mit der Verantwortung des Besitzes ungeschützter Audiodateien und einem Internetzugang nicht umgehen können – die Tauschbörsen sind rappelvoll. Natürlich wäre es wünschenswert, wenn hier ein Mentalitätswechsel stattfinden würde und die Arbeit anderer wieder mehr Wertschätzung fände.

Aber der Mensch war noch nie ein besonders lernfähiges Wesen und ich denke, die oben geschilderte Lösung wäre für beide Parteien zufriedenstellend. Denn ausser Forderungen an die MI scheint die Kampagne nichts zu bieten; und dass wir die MI nicht bräuchten, wie oft behauptet, ist eine Lüge. Die MI braucht mich als Kunden und ich brauche die Musik, die mir die MI liefert. Das ist eine Symbiose, die im Moment nur etwas aus dem Gleichgewicht gekommen ist: die beiden Symbionten fressen sich gegenseitig auf, statt sich zu ergänzen.

Will says:

Jeder, der etwas Ahnung von Audiokompression hat, weiss, dass es auf die Datenrate ankommt, nicht auf den Codec.

MP3-Lame erreicht bei etwa 160kbps vollständige Transparenz, AAC bei etwa 140. WMA Pro kann da gut mithalten, das normale WMA stinkt allerdings schon etwas ab. Bei transparenter Kodierung halte ich aber reichlich wenig von FLAC und den ganzen anderen Lossless-Codecs, da sie gegenüber lossy-Codecs keinen qualitativen (=hörbaren) Vorteil bieten. Die einzige Möglichkeit zur weiteren Qualitätssteigerung wäre die Erhöhung der Auflösung, womit wir bei der DVD-Audio wären.

Aber da ich von wissenschaftlich nicht belegbaren Voodoo-Praktiken nichts halte, kann ich mich wahrscheinlich auch nicht als echten Audiophilen bezeichnen. Ob das jetzt ein Verlust ist, sei mal in Frage gestellt.

Quelle: http://www.audiohq.de/index.php?s=623c153de8c903e65658b2c61ad7b03c&showtopic=1436&st=0&#entry6909

Riemer says:

Will schrieb:
„Die Kulturflatrate ist eine einfach lächerliche Forderung, die in der Realität nicht durchführbar ist. Und das ist auch gut so, denn aufgrund welcher Legitimation sollte der Musikmarkt zu einer kommunistischen Insel in unserer kapitalistischen Marktwirtschaft gemacht werden?“

meine Meinung dazu:
Vielleicht sollten Sie sich erst einmal mit dem Thema beschäftigen bevor Sie es ablehnen, denn die Kulturflat hat nicht dass geringste mit einer „kommunistischen Insel“ zu tun.
In einem Vorschlag zur Kulturflat wird zum Beispiel darauf hin gewiesen das die Dateien die getauscht werden über IDs eindeutig identifizierbar sein sollen, anhand dieser IDs soll es nun möglich werden, den Tauschprozess für jede einzelne Datei nach zu vollziehen.
Somit kann für jeden Künstler ein prozentualer Anteil bestimmt werden wie oft sein Stück getauscht wurde, praktisch wie beliebt es ist.
Nach dieser Beliebtheitsscala erfolgt dann die Bezahlung der jeweiligen Künstler, dass Geld wird also nicht „irgendwie“ aufgeteilt.
Die Qualität bestimmt Nachfrage und Gewinn…
“Only the Strong Survive“
…möchte mal wissen wo sich da eine kommunistische Insel versteckt hält.
Dieser Logik zufolge könnte man ja ebenso gut die GEZ-Eintreiber mit dem Titel „Kommunisten“ ehren.
(kleiner Tip am Rande: bei W***p**ia werden Sie geholfen;))

Will says:

Das ist ein Vorschlag, genau. Nur – wie soll das bitte kontrolliert werden können? Es werden tagtäglich Millionen von schlecht getaggten Dateien über ein Duzend verschiedener P2P-Protokolle getauscht, das kann man nicht kontrollieren. Tauschbörsen haben einen anarchistischen Charakter, alleine schon der Gedanke, das kontrollieren zu wollen, ist absurd.

Riemer says:

Nun, es wird vermutlich immer Menschen geben die sich an bestehenden Gesetzen und Regelungen vorbeimogeln.
Aber dass Tauschbörsen derzeit diesen schlechten Ruf genießen liegt wohl nicht zuletzt an Kampagnen wie zum Beispiel der „Raubkopierer sind Verbrecher“ – Aktion.
Ein Beispiel für eine funktionierende und mittlerweile absolut anti-anarchistische Tauschbörse dürfte ja wohl Na**ter geworden sein (voll DRM – konform übrigens).
Wenn hingegen das Thema der Kulturflat konsequent und ernsthaft umgesetzt werden sollte, dann dürfte die Vergabe der IDs bzw. eine Abfrage über deren Verteilungsgrad (zentraler Server) keins der größeren Probleme darstellen.
Geht man allerdings (wie Sie) von den heute weit verbreiteten Illegalen und unterschiedlich bezeichneten Kopien (inklusive anderem Wildwuchs) aus, kann das System freilich nicht funktionieren ;).

Will says:

Napster ist keine Tauschbörse mehr. Die Stärke einer Tauschbörse ist doch gerade, dass man dort praktisch alles kriegt, was jemals auf irgendeine Art aufgenommen wurde. Das „neue“ Napster dagegen ist ein Music-Store mit einem Katalog von 1,5 Millionen Mainstream-Songs. Findet man nicht, was man sucht, guckt man in die Röhre.

Die einzige Option wäre also, nur noch ein einziges P2P-Protokoll zuzulassen und dort kräftig mitzuloggen, was getauscht wird, und zu versuchen, das einigermassen zu kategorisieren. Das kann aber niemals 100%ig funktionieren und erfordert zudem einen enormen Aufwand.

Und zu guter Letzt stellt sich die Preisfrage: die MI mit ihrem riesigen Marketingapparat müsste es weiterhin geben, CDs natürlich auch. Dazu kämen die Kosten für die Kontrollierung und Abrechnung der Tauschbörse. Wie sollen alle diese Kosten gedeckt werden, wenn man jetzt nicht mehr 10 Euro pro Album zahlt, sondern pro Monat für unlimitiert viele Musik?

Ausserdem dürfte diese Pauschalabgabe kaum beliebter sein als die GEZ-Gebühren für das öffentlich-rechtliche Fernsehen, das jeder finanzieren darf, auch wenn er es nicht sieht. In Zukunft soll meine Oma also statt 17 Euro 27 Euro zahlen, nur weil sie ein Notebook mit Internetzugang hat, um ab und an mal mit ihrem Enkel zu videochatten? (fiktives Beispiel)

Du kannst mich übrigens duzen, wir sind hier im Internet. Die Sie-Form ist hier nicht sehr populär, schliesslich ist sie nur ein spiessiges Relikt aus alten Zeiten, in anderen Sprachen gibts das auch nicht. Wir sprechen uns ja auch nicht mehr mit „Er“ an, wie die Leute im Mittelalter. 😉

Riemer says:

Das „Er“ war die Bezeichnung der Wohlsituierten für den Dritten Stand, also eine Herabwürdigung des Menschen.
Das „Sie“ hingegen bezeugt, dass man grundsätzlich seinem (unbekannten) Gegenüber, einen gewissen Respekt entgegen bringt.
Danke für diesen kleinen Ausflug in die Geschichte des guten Benehmens.
Aber das ich mich hier im Internet befinde ist mir neu, bisher war ich der festen Überzeugung meine Thesen an eine Kirchentür zu nageln.
Ungeachtet dessen werde ich mir von niemandem ein “Du“ aufzwingen lassen und hiermit die Unterhaltung beenden(das ganze scheint ja ohnehin ein wenig vom eigentlichen Thema abzugleiten).
Bis dann 😉

Will says:

Ich sagte, du _kannst_ mich duzen. 🙂

Riemer says:

Nachtrag:
Da Na**ter ja nun mittlerweile keine Tauschbörse mehr ist sollte dringend jemand (mit Fachwissen zur inzwischen verwendeten Technik) die freie Enzyklopädie W***p**ia (unter:“ Verwendete Technik heute“ )um einen entsprechenden Eintrag erweitern…Danke!

Kleine Anmerkung zur Nomenklatur, das Audioformat heisst entweder Vorbis oder Ogg Vorbis. Ogg ist das gesamte Projekt.

Jense says:

> Dann könnte ich ja auch fordern, dass man bitte schön auch eine Ärzteflatrate einführt, die jeder zu bezahlen hat, weil meine Arztkosten immer so hoch sind und ich keine Lust habe, sie zu bezahlen. Den Pauschalbetrag müssten die Ärze dann halt irgendwie unter sich aufteilen, das ist ja nicht mein Problem. Zumindest, wenn ich die üblichen Argumente auf dieses Beispiel anwende.

Die gibt es schon, und heisst gesetzliche Krankenkasse. Nur die privaten zahlen ein klein wenig leistungsbezogener. Und es ist gut so und auch sozialer.

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